In dem Maße, wie Schulen sich zu Ganztagsschulen und damit auch zum Lebensort der SchülerInnen und Schüler wandeln, sind auch deutlich höhere Ansprüche an die Qualitäten der Außenraumgestaltung entstanden - das Angebot von asphaltierter 'Hoffläche' nebst einem Klettergerüst und zwei kleinen Toren ist für den Bewegungsdrang nicht mehr ausreichend. Dieser gestiegenen Nachfrage entspricht bei Neubau und Sanierung allerdings vielerorts nicht das Budget, sondern die Außenraumgestaltung muss sich häufig mit dem begnügen, 'was übrig bleibt' - diesem Fehler muss bei der Planung von vornherein begegnet werden, indem für den Außenbereich ein fester Finanzrahmen eingeplant wird, auf den der hochbauliche Bereich keinen Zugriff erhält, egal welche 'unvorhergesehen' Zusatzausgaben oder Preissteigerungen in dem Bereich angefallen sind.
Bei allen Geräten und Bewgungsangeboten ist eine Abstimmung mit den Sicherheitsbeauftragten der Schulbehörden unverzichtbar.
1. Zonierung und Strukturierung des Geländes
- Einbeziehung der Nutzer: Zunächst ist es bei diesem Punkt sehr sinnvoll, dass die Garten- und Landschaftsarchitekten bei der Planung die Kinder und Jugendlichen mit einbeziehen. Der Grundsatz lautet: Was für Erwachsene schön aussieht, entspricht häufig nicht den Nutzungsinteressen von jungen Menschen.
- Aufsichten und Arbeitszeit: Auch die Lehrkräfte bzw. die Schulleitung sollten sich hier einbringen, da die Beaufsichtigung der Außenflächen Arbeitszeit darstellt. So dürfte eine schön gelegene 'Schule im Park' mit verstreut liegenden Gebäuden und gestalterisch angepflanzten Hecken und Büschen ungleich mehr Aufsichtsnotwendigkeiten generieren als eine zusammenhängende Campusanlage, denn die Menge der zu gebenden Aufsichten wird stark beeinflusst durch die Lage, Form und Einsehbarkeit von Gebäuden oder Freiflächen. Insofern ist es für ein Kollegium von z.B. 50 Personen nicht unerheblich, ob man 5 oder 8 oder gar 10 Aufsichten pro Pauseneinheit abstellen muss, weil die Schule unübersichtlich, mit mehreren gefährdungsgeneigten Ausgängen oder potentiellen 'Raucherecken' und dergl. ausgestattet ist - dafür aber einen Architektenpreis gewonnen hat. Der beglückte Architekt ist längst weitergezogen, während die armen Lehrkräfte auf Grund von Fehlplanungen bei Wind und Wetter immer noch im 'Regen' stehen.
- Zonierung: Hier sind die verschiedensten Lösungen denkbar - man sollte im Vorwege allerdings mögliche Nutzungskonflikte durchspielen: Toben vs. Chillen; 'Kleinere vs. Größere'; definierte Spielflächen (Kleinfeldplatz) vs. offene Spielflächen, etc.
- Zäune und Abgrenzung: Bei der Frage nach einem Zaun an der Geländegrenze gehen die Auffassungen erheblich auseinander - während einerseits vielfach eine physische Grenze aus Sicherheitsgründen verlangt wird, wollen andere die Öffnung zum Stadtteil gerade auch durch das Weglassen von Zaun und Eingangstoren herstellen, hier sollte man im Vorwege eine breite Diskussion führen. Zumindest bei den Grundschulen herrscht diesbezüglich allerdings weitgehend Einigkeit, dass bei den 'Kleinen' aus Aufsichtsgründen eine Umzäunung unverzichtbar ist.
2. Sitz- und Chillmöbel
Auch hier ist das Angebot riesig. Entscheidend ist hier eine sehr hohe Belastbarkeit des Materials sowie Standsicherheit. Sitzmöbel sollten außerdem so beschaffen sein, dass sie schnell trocknen (leichte Neigung, nicht poröse Oberfläche) und diese Eigenschaft auch nach mehreren Jahren nicht verlieren.
3. Bewegungsangebote und Sportflächen
- Spielgeräte: Zu diesem Bereich gibt es ein riesiges Angebot der verschiedensten Hersteller und außerdem laufend irgendwelche Innovationen (so waren z.B. Slacklines vor ein paar Jahren noch völlig unbekannt, heute gehören sie zum Standard) - hier hilft nur eine Arbeitsgruppe, die frühzeitig die Kataloge und Homepages durchschaut und sich auch an anderen Schulen umschaut.
- Ballspiele: Bei Fußball, Basketball oder (Beach)Volleyball sollte auf die äußere Begrenzung des Spielgeländes geachtet werden (Streetsoccerplatz, Ballfangzäune etc.), bei Sportplätzen sollte man auch vorsehen, zusätzlich mehrfache Querbespielungen (Tore) zu ermöglichen. Outdoor-Tischtennisplatten sind ein Muss.
- Klettern: Auch für Boulderwände/-felsen im Outdoorbereich gibt es eine Unzahl an Angeboten, entscheidend ist hier der Untergrund und entsprechende Sicherheitszertifizierungen
- Lauf- und Hüpfspiele: Künstliche Niveauunterschiede im Schulgelände (s.oben im Bild) lassen sich bei der Neuanlage des Schulgeländes einbauen, aufgemalte Hüpfspiele etc. kann man z.T. mit sehr einfachen Mitteln realisieren (Bilder im Internet).
- Fitness: Fitnessgeräte für den Outdoorbereich, die Wind und Wetter überdauern, gab es früher auch nicht, können aber heute aus sehr belastbarem Material dauerhaft aufgestellt werden.
4. Pädagogische Outdoor-Aktivitäten
Die im Folgenden aufgelisteten Punkte sind Beispiele, die man um Vieles erweitern, aber auch reduzieren könnte:
- Schulgarten: Dieser erfreut sich eigentlich einer sehr langen Tradition, ist an vielen Schulen auch im Prinzip vorhanden, nur scheitert seine Nutzung häufig an den 'verkopften' Lehrplänen. Bei der Neuanlage sollte man darauf achten, dass Biologie-/Sachkunderäume ebenerdig und mit Außentüren an den Schulgarten angrenzen.
- Unterricht im Freien: Es muss nicht gleich das Amphitheater sein, im Halbkreis angeordnete Sitzmöglichkeiten lassen sich auch entsprechend nutzen. Das obige Foto (überdachte Außenklasse) aus Dänemark zeigt, dass weniger die Phantasie, sondern vermutlich nur der Finanzierungsrahmen hier Grenzen setzt.
- Feuerstelle, Grillbereich: Für Klassenfeste, ggf. auch mit Elternbeteiligung, ist ein solcher Platz angesagt, will man nicht auf die wackeligen 'Dreibeiner' zurückgreifen müssen.
- Bauspielbereich: Ein solcher Bereich übersteigt vielerorts die normalen Möglichkeiten einer Schule, da dafür zusätzliches Personal notwendig wäre, allerdings lässt sich durch frühzeitig geplante Kooperationen eine räumliche Nähe schaffen, so dass der Übergang zwischen Schule und Freizeitbetreuung fließend sein kann. Obiges Bild stammt von einem Schulgelände.
- Schultiere: Der Wunsch nach Schultieren ist vielfach groß, die Realisierung scheitert häufig an den Ferien. Die Einrichtung bedarf einer sehr sorgfältigen Diskussion und vor allen Dingen klarer Verantwortlichkeiten.